Am Mittwoch, den 22. September stand das erste öffentliche Event dieses Schuljahres an: ein Vortrag über Afghanistan. Der Referent, der ehemalige Bundeswehrarzt Dr. Reinhard Erös, gestaltete ihn durch zahlreiche, teils schockierende Bilder und seine lebhafte Erzählweise sehr interessant. Das Publikum, das etwa zur Hälfte aus Schülern und zur anderen aus Besuchern bestand, wurde zunächst über Afghanistans Geografie, Geschichte und die wichtigsten Bevölkerungsgruppen informiert: Paschtunen, Tadschiken und Turkmenen, die unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen leben.
Herr Dr. Erös schwärmte von der Gastfreundschaft und Tapferkeit der Afghanen und erzählte von dem besonders guten Verhältnis der paschtunischen Volksgruppe zu Deutschland. Auch erfuhren wir, dass der traditionelle afghanische Volksislam nichts mit dem extremistischen Wahhabi-Islam gemeinsam hat, der von den Taliban aus Pakistan mitgebracht wurde. Dieses Hintergrundwissen ermöglichte im Verlauf des Abends ein gutes Verständnis der zahlreichen Geschichten, die er auf Lager hatte. Wir waren beeindruckt von seiner Tätigkeit als Arzt während des Krieges gegen die sowjetische Besatzung in den Siebzigerjahren. Sein Krankenhaus bestand aus einigen verborgenen Höhlen. In dieser Zeit sah er unglaublich viel Leid, wie auch seine Fotos bezeugten. Erfahrungen aus dieser Zeit beinhaltet auch sein Buch ‚Tee mit dem Teufel‘. Aus der Überzeugung heraus, dass das Afghanistan der Zukunft vor allem gebildete Bürger braucht, wandte er sich schließlich zusammen mit seiner Frau dem Aufbau des Schulsystems zu. Durch die Unterstützung deutscher Schulen ermöglicht er tausenden Kindern, besonders den Mädchen, einen Schulbesuch. Teilweise sind seine Schulen sogar mit PCs ausgestattet! Solche überraschenden Details machten den Vortrag zu einem vielseitigen, anschaulichen Porträt eines Landes, über das man viel hört, aber zu wenig weiß.