Zur Eröffnung der Ausstellung „Draw me Abolition“ in der VHS Wiesbaden heute wurden die Initiativen und Ideen hinter der Vernissage erläutert. Mit dabei waren die Volkshochschule Wiesbaden, Amnesty International und die Initiative gegen Todesstrafe. Der Hansenberg stellte mit dem Siegerplakat in der Publikumswertung einen prominenten Platz. weiter unten das verlesene Statement der beiden Gewinnerinnen, Lilli Arlt und Svenja Kannt.
Guten Abend, und allen Zuhörern und Besucherinnen ein gutes Neues Jahr. Mein Name ist Paul Rauh, ich war im vorigen Jahr begleitende Lehrkraft am Oberstufengymnasium Hansenberg in Geisenheim. Als Kunstlehrerin in diesem internationalen Plakatwettbewerb primär aktiv war Ruth Sedo. Danke an Frau Uhl für die Ermunterung zur Teilnahme.
Die beiden Siegerinnen im Plakatwettbewerb sind Lilli Arlt und Svenja Kannt, im letzten Jahr Schülerinnen der 11. Klasse, aktuell in Vorbereitung auf das Abitur. Ich verlese jetzt für die beiden Siegerinnen das persönliche Statement:
„Hallo, wir sind Lilli und Svenja, beide 17 Jahre alt. Wir besuchen die 12. Klasse der Internatsschule Hansenberg in Geisenheim im Rheingau.
Im letzten Jahr haben wir für den internationalen Plakatwettbewerb gegen die Todesstrafe ein Poster gestaltet. Das Publikum hat unser Plakat im Finale auf den ersten Platz gewählt. Wir haben teilgenommen, weil wir darauf aufmerksam machen wollen, dass die Todesstrafe nichts mit „Gerechtigkeit“ zu tun hat. Staaten mit Todesstrafe verletzen willentlich moderne Gerechtigkeit und Menschenrechte. Dabei soll der Staat ja gerade die Menschenrechte garantieren.
Auch schwerste Straftäter haben Menschenrechte. In Gesellschaften mit Todesstrafe werden diese Argumente nicht gehört. Die allgemeine Annahme lautet: Der Staat hat richtig gehandelt. Ein Gericht hat die Täter zu einer gerechten Strafe verurteilt.
Unser Poster thematisiert die Gerechtigkeit, hier in Form der Allegorie der Justitia. Die alte Konzeption der Gerechtigkeit als „1:1 – Vergeltung“, als „Auge um Auge“, stellt unsere Justitia in Frage. Sie vertritt die moderne Konzeption der Gerechtigkeit als Prävention, bis hin zum aussöhnenden Täter-Opfer-Ausgleich. Dies wird symbolisiert durch die wenigen roten Anteile im Poster, als Blut am Schwert, und als Tränen am Auge.
Unser Ziel ist es, die Ungerechtigkeit der Todesstrafe weltweit in das öffentliche Bewusstsein zu bringen und Menschen zum Handeln zu bewegen. Die Beschäftigung mit dem Thema hat unsere Meinung zur Todesstrafe nur bestätigt.
Uns wurden ferner die Komplexität und die Bedeutung der Todesstrafe als „archaische Rache des Staates und der Gesellschaft“ an den Tätern bewusst. Aber auch die Bedrohung der allgemeinen Menschrechte, obwohl wir in einem Land leben, in dem die Todesstrafe abgeschafft ist. Menschenrechtsverletzungen betreffen jeden von uns, und wir müssen handeln.
Wir sind beide aktiv beteiligt an den Schüler- und Studentenprotesten gegen den Klimawandel. Wir fordern Regierungen aller Ebenen auf, ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Verletzungen der Menschenrechte in jeglicher Form müssen verhindert werden. Es ist unsere Aufgabe, die Öffentlichkeit für diese kritischen Themen zu sensibilisieren. Und modernes, menschliches Handeln einzufordern, auch gegenüber den schwersten Verbrechern.“
Svenja und Lilli, Geisenheim, 07.01.2020