Das diesjährige Schülerseminar des Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in den Räumen der Goethe-Universität Frankfurt.beschäftigte sich mit dem Thema „Demokratie“. Eine wichtige Problemstellung, die hinter den dortigen Debatten stand, war das demokratische System als alternativloses Erfolgsmodell.
Derzeit würden wir jedoch einen Substanzverlust mit vielfältigen Symptomen erleben, so die Diskutanten und Referenten der EKHN. Nationalistische und populistische Tendenzen erstarkten, es herrsche eine Müdigkeit gegenüber etablierten Parteien und Institutionen, der politische Diskurs sei durch Meinungsmache und Fake News bestimmt, große internationale Konzerne und Banken unterliefen das Regierungshandeln. Insgesamt scheinen sich die Leitplanken unserer Wohlstands- und Wachstumsgesellschaft zu verschieben oder gar aufzulösen.
Das Seminar begann mit einem sehr interessanten Vortrag, mit anschließender Diskussionsrunde über das Thema: „Soziopod “Demokratie - da war doch was?!”“ Der Soziopod ist das eingespielte Duo Patrick Breitenbach & Dr. Nils Köbel. Die beiden brachten mit ihrem Audio-Podcast die Philosophie und Soziologie wieder auf die Straße, indem sie im unterhaltsamen Zweigespräch komplexe aktuelle Themen verständlich und mit Alltagsbezug diskutierten. Dafür gab es sogar einen Grimme Online Award.
Anschließend folgte ein Spaziergang in das Haus der Jugend, wo die 4-er-Zimmer bezogen wurden. Nach dem Kennenlernen auf den Zimmern folgte das Abendessen, welches überraschend lecker war. Das Programm für den Abend endete um ca. 21 Uhr, nach einer intensiven Kennenlernrunde innerhalb der Workshops. Danach war es den Schülern freigestellt noch bis 22.30 Uhr außerhalb der Herberge zu bleiben.
Am nächsten Tag standen bereits die Workshops an, in die sich die Schüler bei der Bewerbung, bzw. Anmeldung, für das Seminar eingewählt hatten. Diese fanden in unterschiedlichen Seminarräumen der Goethe Universität statt. Zur Auswahl standen Workshops wie "Partizipation in der Demokratie der Zukunft", "Demokratie in Bewegung - Wie Proteste wirken" oder über die Rolle der Medien in der Demokratie.
Mein Workshop beschäftigte sich mit Populismus in Europa, wobei wir uns verschiedene Auslöser von Populismus anschauten, auch für unseren eigenen Staat. All dies fassten wir zum Schluss auf einem Plakat zusammen, das wir am nächsten Tag präsentieren durften. Unser Plakat stand unter dem Hashtag, #makepopulismuspopularagain, damit ahmten wir den Wahlspruch Donald Trumps für unsere eigene Nachricht nach. Generell diskutierten wir viel und sammelten auch zu unterschiedlichen Themen sehr viele unterschiedliche Ideen.
Das Abendprogramm bestand aus einer Filmvorschau des Films „Montags in Dresden“, anschließend gab es ein Gespräch mit derRegisseurin Sabine Michelstatt. Der Film zeigt unter anderem René, Sabine, Daniel - drei von Tausenden, die jeden Montag als "patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" durch Dresden ziehen. Sie rufen „Wir sind das Volk!“. Sie fordern „Merkel muss weg!“.
Sabine Michel hat sie über ein Jahr lang begleitet - auf ihren Demonstrationen und in ihrem Alltag. Montags in DFresden ist kein Film über Pegida, sondern er fragt nach den privaten Gründen für das Aufbegehren, ein Film über absurde und reale Ängste der Gegenwart.
Das Programm des nächsten und letzten Tages fand in einem großen Hörsaal der Uni Frankfurt statt, das öffentliche Symposium, bei dem viele interessante Vorträge stattfanden über Demokratie, Europa und Migration, unter der Moderation von Dr. Matthias Alexander, dem Ressortleiter der Rhein-Main-Zeitung der F.A.Z.
Das Schülerseminar und auch das Symposium waren eine völlig neue, aber auch sehr lehrreiche Erfahrung für mich, ich kann es jedem empfehlen, der sich für Politik interessiert, da es sehr abwechslungsreich und informativ aufgebaut ist. Abschließend ist auch auf jeden Fall festzuhalten, dass man dort nicht nur viel lernt, sondern auch sehr viele nette und aufgeschlossene Menschen trifft, die einen mit offenen Armen aufnehmen und die das Erlebnis unvergesslich machen.
Für weitere Informationen: https://www.ekhn-stiftung.de/symposium2019/
Eva Nachtsheim, Q4