Hessen emittiert jährlich Treibhausgas in Höhe von 38,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Bis 2045 will das Land Klimaneutralität erreichen. Die Schülerin Alena Hochstadt (Q1) bezweifelt, dass mit den aktuellen Plänen und Bestimmungen dieses Ziel erreicht werden kann und denkt, Hessen sollte sich ambitionierter im Kampf gegen den Klimawandel engagieren. Seit über zwei Jahren protestiert die Alena deswegen bei Fridays for Future und geht jetzt den nächsten Schritt: Sie verklagt gemeinsam mit zwei weiteren Beschwerdeführer*innen das Land Hessen vor dem Bundesverfassungsgericht. Unterstützt wird sie dabei von der deutschen Umwelthilfe.
Dieser Einsatz für ihre Grundrechte erzeugte landesweit mediale Aufmerksamkeit. Auch der hessische Rundfunk besuchte den Hansenberg und interviewte Alena. Der entstehende Beitrag wurde in der Hessenschau ausgestrahlt und von vielen gesehen – unter anderem von prominenten Politikern. Und so kam es, dass der stellvertretende hessische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir den Debattierclub Hansenberg mit einer Anfrage überraschte: er wolle gerne mit Alena im Rahmen des Debattierclubs diskutieren.
Für den Debattierclub folgen drei Wochen intensiver Vorbereitung. Schnell ist klar: Es soll in einem Format debattiert werden, welches auf diese spezifische Debatte zugeschnitten ist. Dabei soll deutlich werden, was die große Stärke des Debattierens ist: Die Klärung einer Streitfrage so zu leisten, dass das Publikum mit neuen Erkenntnissen nach Hause geht und eine gute Grundlage für die eigene Entscheidungsfindung hat.
Die Teams wurden wie folgt zusammengestellt: Alena Hochstadt debattiert mit Lukas Witt und Hannah Vogel. Auf die Zusammenarbeit mit dem Minister bereiten sich Leo Wenzel und Henry Krenzer vor. Klimaberichte werden studiert und Zusammenfassungen analysiert, Positionen abgewogen und Argumente ausgearbeitet. Wenige Tage vor der Debatte steigt die Vorfreude, aber auch die Anspannung. Die Organisation ist größtenteils geschafft: Helfer sind engagiert und die Schulgemeinde informiert worden.
Stunden vor der Debatte sind alle ganz schön aufgeregt. Auch die Nervosität wird größer – der Minister ist eingetroffen. Begrüßt vom Vorstand des Debattierclubs (Leo Wenzel, Sophie Faßhauer, Henry Krenzer, Felix-Maximilian Wenzel) und Herrn Pakhomenko geht es für ihn direkt in die Vorbereitungszeit mit seinem Team. Auch Team Alena trifft letzte Absprachen. Im Publikum steigt – sogar Gäste konnten dank strenger Corona-Maßnahmen eingeladen werden – die Spannung. Der Raum versinkt in erwartungsvolle Stille, die erst von den beiden Moderatoren Sophie Faßhauer und Felix-Maximilian Wenzel gebrochen wird. Souverän und mit Humor führen sie in den Abend ein und stellen das Format und die Rednerinnen und Redner vor.
Die Debatte über die Frage „Macht Hessen genug für das Klima?“ beginnt mit der Rede von Alena. Sie klagt die fehlende Verbindlichkeit der hessischen Regelungen an und erklärt anhand persönlicher Beispiele wie halbherziger Klimaschutz ihr und ihrer gesamten Generation schaden wird. Hessen leiste laut aktuellen Berichten noch nicht genug, um den Klimawandel aufzuhalten, deshalb werde auch ein hessisches Klimaschutzgesetz benötigt.
Herr Al-Wazir stellt in seiner ersten Rede klar, dass weder er noch das Land Hessen die Wichtigkeit des Klimaschutzes bezweifeln und erklärt die vielen verschiedenen Maßnahmen, die das Land Hessen ergreift: In jedem Sektor habe das Land genaue Überlegungen angestellt, wie die Emissionen reduziert werden können.
Die Teams ergänzen ihre Vorredner und zeigen die ersten großen Streitpunkte auf. In der freien Diskussion tauschen sich die Teams direkt aus. Die eingehende Vorbereitung hat sich gelohnt und als Zuschauer muss man sich fast anstrengen, bei den verschiedenen Berichten, Kennzahlen und Maßnahmen nicht den Überblick zu verlieren. Dem Publikum widmet sich die Debatte aber auch nochmal gesondert im Fragenteil. Schüler, Gäste und auch unser Schulleiter Herr Heins bekommen gründliche Antworten auf ihre ausführlichen und spezifischen Fragen. Die beiden letzten Redner Lukas und Leo fassen in ihren Schlussreden die Debatte zusammen und stellen noch einmal klar: Die Anstrengungen gegen den Klimawandel sind kein Einzelkampf, sie benötigen Engagement auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene und Zusammenarbeit jedes Einzelnen. Die Debatte zeigte auf, wie derartige Arbeit abläuft und wie wichtig es ist, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen - auch mit Veranstaltungen wie dieser.
In der kurzen Reflexion macht Minister Al-Wazir noch einmal deutlich, dass er Verständnis für Alenas Position hat. Er wirbt aber auch dafür, die Transformation hin zur Klimaneutralität so zu gestalten, dass die Mehrheit der Bevölkerung mitgenommen wird. Auch Alena bedankt sich für die Debatte und bringt die Hoffnung zum Ausdruck, Minister Al-Wazir als Verbündeten gewonnen zu haben.
Damit neigt sich ein äußerst interessanter Abend dem Ende und die Moderatoren verabschieden unter großem Applaus die Debattanten, Helfer und Organisatoren sowie das Publikum.