In der Reihe „Kolloquium Politik und Geschichte“ hatten wir heute zum zweiten Male einen besonderen Gast. Der Zeitzeuge der DDR-Geschichte Siegfried Wittenburg stellte seine „Grüße aus der DDR: Bilder und Erfahrungen“ vor. Leitmotiv seines Bildervortrags war: „Freiheit! Ihr seid die erste junge Generation mit den Gleichaltrigen in den neuen Bundesländern, die frei lebt. Und wisst ihr, was das zentrale Motiv dabei ist? Liebe!!! Nicht Hass!“
Das Gespräch mit Siegfried Wittenburg, dem Zeitzeugen der SED u. DDR- Geschichte war ein Highlight des PoWi- und Geschichtsunterrichts.
Siegfried Wittenburg, Rostock, Mecklenburg-Vorpommern, legte sichtlich bewegt los. „Wie funktioniert eine Diktatur?“ fragte Wittenburg die Zuhörerschaft. Dabei auch die PoWi-Lehrer Dr. Uwe Hoffman, Daniil Pakhomenko und Paul Rauh.
„Diktatur funktioniert mit Macht, gebaut auf Angst und Gewalt!“ Und Wittenburg zieht weite Parallelen: „Ich habe Demonstranten der Mügida (das Münchner Pendant zu Pegida) und der AfD gesprochen. Die hatten die gleichen Charakteristika wie die Führung in der DDR: Klares, festes Weltbild, unerschütterliche Ideologie, Propaganda mit Halb- und Unwahrheiten, absolute Rechthaberei: Und – Sie wollen immer eine Mauer bauen. Wir gegen die!“
Den Menschen Siegfried Wittenburg erlebten wir als einen DDR-Zeitzeugen, der, wie er berichtete, als autodidaktischer Fotograf seit ca. 1970 das Leben in der DDR in seinen Bildern fest hielt. In seinen Aufnahmen zeigte uns der Rostocker den Alltag in der DDR. 1986 wurde er als Leiter des Jugend-Fotoklubs "Konkret" entlassen, weil er sich einer Zensuraufforderung der SED widersetzte.
Der DDR-Zeitzeuge präsentierte uns seine eindrücklichen, nachdenklichen Bilder in schwarz-weiß Technik. Das Besondere seines Vortrags und seiner persönlichen Bilder: Die Art der SED-Aufarbeitung durch Siegfried Wittenburg zeigt die DDR nicht völlig historisiert, sondern er zieht permanente Bezüge zur Gegenwart (z.B. die autokratischen Tendenzen in Europa, Populismen, Europakritik). Hauptmessage von Siegfried Wittenburg an die jungen Menschen am Ende: „Auch unsere Demokratie hat keinen Blankoscheck für die Ewigkeit, wenn sich die Bürger, die schweigende Mehrheit, nicht darum kümmern.“
Den SED-Zeitzeugen konnten wir einladen auf Initiative von Mathias Friedel, Referatsleiter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, und langjähriger Leiter der „Wirtschaftswoche in Dorfweil“ (ÖKOWI). Wir erlebten persönlichen Geschichts- und Politik-Unterricht auf eindrücklichem Niveau.
Dr. Uwe Hoffmann, Paul Rauh