Auf dem Plakat ist ein dickbäuchiger Kaiser zu sehen. Gemütlich sitzt er da, mit seinem schwarzen Hut. Seinem langen Zopf über die Schulter gelegt. Seinem weißen Gewand, seinen schwarzen Schuhen, in weiße Seiden gehüllt. Mitten auf dem Thron. Seine Hautfarbe spiegelt einen zärtlichen Hauch von Mandelgelb wieder und seine Augen haben eine längliche Form."Kaiserhaft". Das Reich der Mitte. Vor langer Zeit.
"Schätze der Himmelssöhne" heißt die Ausstellung verschiedener wertvoller alter Prunkstücke aus dem Pekinger Kaiserpalast, die jedoch die letzten Jahrzehnte im Tempelmuseum Taipei, Taiwan, aufzufinden waren. Chang Kai Check, der holde Knabe hatte sie auf seiner Flucht vor den Kommunisten und Mao mitnehmen können.
Die Ausstellung ist so eine Art Premiere, etwas Einzigartiges, was es nicht oft gibt. Hatte Taiwan doch so eine Angst gehabt, dass Deutschland sich nicht an die vereinbarten Regeln halten würde, die Kunstgegenstände nach Peking ausfliegen würde und Taiwan sie niemals mehr zu Gesicht kriege. Deshalb wurde eine vorher geplante Ausstellung in Berlin abgesagt.Doch letztendlich wurde Bonn dazu auserkoren diese wertvollen Chinagüter auszustellen.
Inmitten einer großen Menschenmenge ragen hohe Glassäulen hervor, jede von ihnen birgt einen weiteren Schatz. Von der Qing Dynastie bis zur Ching Dynastie. Von 3000 v. Chr. Bis 1911. Alles vertreten: Bronze, Jade, Kalligraphie, Seidengemälde, Vasen, Bambusschnitzerei. Eine Vielfalt von Kunst, Alltagsgegenständen und Schmuck. Auf feinen Stoffen Schriftzeichen, die sich über Jahrtausende nicht verändert haben, deren Teilstriche jedem einzelnen einen eigenen Charakter geben. Gemälde, die uns in eine chinesische Berglandschaft entführen, in denen uns ein kleines Fischerboot im Vordergrund abholt, uns über eine kleine Insel hinüber zu den großen Klippen bringt, in denen der Frühlingstau hängt. Nebel steigt auf und sammelt sich in gekräuselten Wolken.Jedes Objekt umhüllt ein asiatisches, mystisches Flair. Ein Duft, der an Vergangenheit und Alt-sein erinnert, man kann ihn zwar nicht riechen, aber man weiß, dass er unter dem Glas den grünen Jadestein umwölbt.
Am Ende erwartet uns eine Sammlung kitschig schöner Vasen, deren Farben die Augen in einen Bann ziehen, von dem sie sich wegreißen müssen, bevor sie dahin schmelzen. Oder sich mit Abscheu abwenden. Vor diesem "Kitsch".
Draußen ist alles grau. Das Museumsgebäude liegt wie ein riesig großer weißer Kasten dar, die Kieselsteine davor knirschen unter unseren Schuhen. Wo sind all die Farben hin? Wo die Schwungvollen "Han zi", der Nebel und all die Kaiserlichkeit?
Ach so. Es war ja nur ein Ausflug. Nach Asien. 10.000 Kilometer entfernt.