10. - 11.09.2009

Die Theater-AG der ISH unter der Leitung von Dr. Müller gibt das Stück „Maß für Maß“ von William Shakespeare

Die Prinzen des Rheingaus geben Shakespeares Maß für Maß

„Zu kriegen, was man will, sagt man nicht immer, was man meint.“

Die Theatersaison ist eröffnet! Wenn auch noch nicht auf alles öffentlichen Bühnen so doch zumindest am Hansenberg, und wie wäre solch ein Neustart besser einzuleiten als mit dem Altmeister William Shakespeare? Bereits vor den Sommerferien hatte die Theatergruppe „Die Prinzen des Rheingaus“, die sich aus Schülerinnen und Schülern der Klassen 12 und 13 zusammensetzt, unter der Leitung von Gerhard Müller sowie mit Unterstützung des ehemaligen Schülers Simon Geißen zu proben begonnen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Vincentio, Herzog von Wien, (Artjom Frick) möchte in seinem Volk für Sittlichkeit und Ordnung sorgen. Die neuen Gesetze auszuführen beauftragt er den Stadthalter Angelo (Max Mersiowsky), seinen Vertrauten, während er selbst untertaucht. Angelo jedoch gebraucht seine Befugnis nach eigenem Ermessen brutal und kompromisslos. „Hängen und Köpfen heißt jetzt die Parole“ weiß Escalus, ein alter Adliger. Der Macht vollkommen erlegen, beabsichtigt Angelo zunächst ein Exempel zu statuieren. So muss der junge Claudio (Roger de Belsunce) im Gefängnis auf sein Todesurteil warten, da seine Verlobte von ihm schwanger ist. Als seine Schwester Isabella (Hannah Gies), die kurz vor ihrem Eintritt ins Kloster steht, den vermeintlich gewissenhaften Angelo um Gnade bittet, schreckt dieser allerdings nicht dafür zurück ihre Jungfräulichkeit als Gegenleistung für die Entlastung des Bruders einzufordern. Fürwahr, Claudio scheint wirklich nicht zu den zwielichtigen Gestalten der Stadt zu gehören. Madame Fuddelfut (Luisa Hohmann), die allseits bekannte Puffmutter, ihr Partner Pompejus (Sönke Wassermann), der weniger Bierzapfer als doch vielmehr Zuhälter zu sein scheint, Schaum (Felix Schweren) der verängstigte Bordellbesucher und der großspurige Lucio (Marius Kulmer) sorgen für Aufruhr. Die Ordnungshüter, Schließer (Jan-Gunther Gosselke), Wachtmeister Ellbogen (Mirko Griesel), haben mit ihnen alle Hände voll zu tun.

Vincentio, der sich als Mönch unters Volk gemischt hat, um seinen Vertreter im Auge zu behalten, ist beunruhigt über das, was ihm über Angelos Arbeit zu Ohren kommt. „Falls er vom Weg abkommt, hat er sich selber das Urteil gesprochen.“ kündigt er an. Zu dem Treffen, das Isabella auf Anraten Vincentios zum Schein arrangiert hat, soll nun Marianna (Isabella Sztwiertnia) erscheinen. Diese war mit Angelo bereits verlobt gewesen, als der sie auf Grund einer plötzlich ausfallenden Mitgift verstieß. Er lässt sich täuschen, erwirkt jedoch am folgenden Tag nicht den versprochenen Freispruch für Claudio. „Unsere Zweifel sind Verräter. Durch sie verliert man, was gewinnbar wäre.“ Lucio trifft bei seinen Scherzen doch den wahren Kern allen Übels. Schließlich muss der Herzog eingreifen um „Maß für Maß“ über seine Untertanen zu richten.

Die Charaktere handeln aufs Geratewohl heraus mit Moral, Macht und Machtmissbrauch, Recht und Unrecht. „Drum kommt’s, dass Laster wuchernd Früchte trägt, wenn Obrigkeit höchstselbst den Samen legt.“, erkennt Vincentio zu recht. Die Haupthandlung des Werks setzt zu Beginn des Stücks schnell ein, sodass sich schnell Spannung aufbaut, die auch bis zuletzt nicht verloren geht. Der absolute Publikumsliebling war mit Sicherheit Marius Kulmer als Lucio. Betrat er die Bühne, war für herzliche Lacher gesorgt. Die gesamte Gruppe beeindruckte mit der selbstverständlichen Leichtigkeit, mit der sie den anspruchsvollen Stoff auf die Bühne brachte. Auch wenn Vincentio zum Schluss ein Machtwort spricht, bleibt das Wissen um die Ambivalenz von Moral und Gerechtigkeit. Mit Angelos Worten: „Verdammt ist jede Schuld schon vor der Tat. Der Versucher, der Versuchte – wer sündigt mehr?“