Hier der Bericht von Alexander von Recum, Abiturient 2019, über seine Teilnahme:
Dieses Jahr habe ich mich wieder zum vierten Mal nach der 1. und 2. Runde für die Bundesrunde des Bundeswettbewerbs für Fremdsprachen qualifiziert. Sie fand vom 13. bis zum 16. September in Wuppertal statt.
Wie jedes Jahr setzte sich das Finale aus drei Teilen zusammen: Einem fünfundzwanzigminütigen Rundengespräch, in dem alle Fremdsprachen, mit denen man teilnimmt, gesprochen werden müssen, fünfzehnminütigen Einzelgesprächen in den jeweiligen Sprachen und einer Gruppenaufgabe für das ganze Wochenende. Für diese wird am Freitag ein Thema bekanntgegeben. Zu diesem Thema muss danach bis Sonntag um 14 Uhr ein zehnminütiger kreativer Beitrag (z.B. Theater und/oder Video) erstellt werden. Dabei wählt jedes der Gruppenmitglieder eine seiner zwei ersten Fremdsprachen und schauspielert dann in ihr. Das Thema war „40 Jahre BWFS - wir feiern rund“, da der BWFS dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Mit der Einteilung der Teams für die Gruppenaufgabe und der Klärung von organisatorischen Aspekten sowie einem Vortrag über die Studienstiftung, in welche die ersten Preisträger aufgenommen werden, begann also das Wettbewerbswochenende.
Nachdem wir bereits beim Abendessen eine grobe Struktur für unseren Beitrag entwickelt hatten, begannen wir damit, das genaue Drehbuch für den Film und den Text des Theaterstücks zu schreiben. Unsere Idee war, eine aus einem Film und einem anschließenden Theaterstück bestehende Komödie aufzuführen, in der eine Teilnehmerin des ersten BWFS 1979 fälschlicherweise seit 40 Jahren in dem Verteiler für Informationsbroschüren des Wettbewerbs ist. Diese landen jedes Jahr pünktlich um die gleiche Jahreszeit im Briefkasten und folglich mit zunehmender Wucht im Papierkorb, bis dieser 2019 per Zufall verfehlt wird. Der Umschlag erweckt Neugier, wird geöffnet und die große „40“ auf der Einladung regt die Teilnehmerin dazu an, ihre Freunde vom ersten Bundesfinale des BWFS zu einem Wiedersehenstreffen zu Ehren des 40. Geburtstags des Wettbewerbs einzuladen. Nachdem die Einladungen versandt wurden, sucht die Teilnehmerin nach den Namen ihrer Kollegen im Internet und stößt auf drei YouTube-Videos, deren Inhalt sie schockiert. So haben z.B. zwei der spanischen Teilnehmer es sich zu ihrem Lebensziel gemacht, den „Ballermann“ auf Mallorca an Deutschland anzugliedern, eine französische Teilnehmerin ist zu einer launischen Preisrichterin für Schönheitswettbewerbe geworden und der russische Teilnehmer hat sich dazu entschieden, nach seinem Abitur auf einer Ölbohrplattform zu arbeiten, da er davor nie das Meer gesehen hatte. Damit endet das Video und der Theaterbeitrag beginnt.
Nach drei Wochen trudeln die Gäste langsam ins Wohnzimmer ein und bestätigen, dass sie tatsächlich die Leute aus den YouTube-Videos sind, zerstreiten sich jedoch aufgrund der verschiedenen Tischmanieren und Interessen nach kurzer Zeit und rennen aus der Wohnung, wo sie mit den vor der Tür abgestellten Bären des russischen Teilnehmers Bekanntschaft machen. Die enttäuschte Gastgeberin beißt seufzend in einen Donut. Damit endet das Stück. Nachdem wir also unsere Ideen größtenteils ausformuliert hatten, bereitete ich mich abends noch auf meine Gespräche vor und ging danach schlafen.
Am nächsten Tag begann direkt um kurz nach 9 Uhr die Vorbereitungszeit für mein Rundengespräch. Das Thema, welches uns zugelost wurde, war „Superman - Helden gesucht?“. Wir beschlossen, das Thema politisch aufzufassen und pro Person eine Problemkategorie zu bearbeiten, die wir dann in unserer Eröffnungsrede vorstellten und erklärten, warum die Menschheit in diesem Bereich „Superhelden“ braucht. Einige der Themen waren z.B. Klimaschutz, Menschenrechte und Innovation. Im Laufe der Diskussion stellten wir uns zunächst die Frage, ob es Superhelden überhaupt in unserer Welt geben kann, da nachhaltige politische Veränderung ja gemeinschaftlich geschehen und angenommen werden muss, um langfristig effektiv zu sein. Allerdings tat sich auch die Frage auf, was einzelne Menschen wie Greta Thunberg dazu veranlasst, als Anführer einer Bewegung gegen gesellschaftliche Konventionen zu verstoßen und ihr Leben einem einzigen Ziel zu widmen, das sie für ausgesprochen bedeutungsvoll halten, auch wenn dies oft mit starker Kritik und Verschmähung verbunden ist. In Verbindung damit kam die Frage der Bildung auf, denn um die Probleme unserer Zeit zu verstehen und in Angriff zu nehmen, sei ein gewisser Grad an Verständnis für diese unabdingbar. Dieser müsse jedoch nicht aus einer klassischen Schul- oder Universitätsbildung entspringen, sondern könne sich auch durch bestimmte besondere Lebensumstände, wie z.B bei Greta Thunberg das Leben mit Autismus oder bei anderen politischen Aktivisten durch Leben in Unterdrückung etc. entwickeln. Leider kommen die Rundengespräche beim BWFS aufgrund des engen zeitlichen Rahmens oft etwas abrupt zu ihrem Ende, obwohl es noch viel Diskussionspotenzial gegeben hätte. Man lernt aber immer viel dazu und kann diese danach natürlich nach Interesse auch beim Essen oder anderen Gelegenheiten fortsetzen.
Nach dem Rundengespräch standen für mich direkt drei Einzelgespräche in meinen Wettbewerbssprachen Englisch, Russisch und Chinesisch an.
Um kurz nach 11 war für mich also ein Großteil des Wettbewerbs vorbei und ich konnte meine Aufmerksamkeit vollends dem Gruppenbeitrag widmen. Wir drehten tagsüber den Rest der Szenen fertig, welche ich dann bis um 5 Uhr morgens schnitt. Danach schrieb ich noch meinen Text für das Theaterstück und ging ins Bett. Am nächsten (natürlich mit mehreren Tassen Kaffee begonnenen) Morgen machten wir noch die letzten Audioaufnahmen für das Video und probten das Theaterstück.
Um 14 Uhr begannen die Aufführungen der insgesamt 9 Teams, welche dieses Jahr alle unglaublich kreativ und originell waren. Mit dem Ende der Theateraufführungen war auch der Wettbewerb vorbei. Nach einer wohlverdienten Pause machten wir uns mit den anderen Teilnehmern auf den Weg in die Stadt und verbrachten dort den Abend.
Am nächsten Tag fand um 9 Uhr morgens die Preisverleihung statt. Mit musikalischer Begleitung wurden wir von der Schul- und Bildungsministerin Nordrein-Westfalens Yvonne Gebauer begrüßt und nachdem einige Videobeiträge gezeigt und Sonderpreise dafür vergeben wurden, begann die eigentliche Preisverleihung.
Dieses Jahr war der Teilnehmerpool ausgesprochen stark - ich stellte bereits am Abend zuvor im Gespräch mit meinem Zimmerpartner fest, dass wir keine eindeutige Schätzung abgeben konnten, wer potenzieller erster Preisträger sein könnte und wer nicht. Da alle Teilnehmer anhand einer absoluten Skala bewertet werden, konnten theoretisch alle Teilnehmer erste Preise bekommen. Dieses Jahr wurden zwölf erste, jeweils dreizehn zweite und dritte und sieben vierte Preise vergeben. Mein Zimmerpartner und ich hatten letztendlich die Ehre, zu den ersten Preisträgern zu zählen. Diese werden ohne weiteres Auswahlverfahren in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. An die zweiten, dritten und vierten Preisträger werden Geldpreise im Wert von jeweils 500, 250 und 150 Euro vergeben.
Für mich stellte das diesjährige Bundesfinale den krönenden Abschluss meiner BWFS-Laufbahn dar, denn es war bereits mein viertes: ich schaffte es von 2016 bis 2019 jedes Jahr ins Finale und erhielt zweimal einen dritten, danach einmal einen zweiten und dieses Jahr den ersten Preis. Die Aufnahme in die Studienstiftung ist ein großer Vorteil, um die finanzielle Last des Studiums in einer anderen Stadt - wenn auch nur teilweise - zu stemmen. Der wichtigste Teil am Finale ist aber nicht die Preisverleihung am Ende, sondern die vielen Bekanntschaften, die man knüpft. Wie auch in den letzten Jahren habe ich dieses Mal zahllose fremdspracheninteressierte und generell unglaublich inspirierende Menschen kennengelernt und mit Ihnen unvergessliche Momente erlebt.
Ich möchte mich abschließend noch bei meinen Eltern, Verwandten, allen Lehrern und Freunden am Hansenberg, die mich in meiner Entwicklung unterstützt haben, bedanken. Ohne euch hätte ich das nie geschafft.
PS: An alle aktuellen und künftigen Hansenberger: Nehmt an dem Wettbewerb teil, denn es lohnt sich wirklich! Die Frist für die Registrierung endet meistens Anfang Oktober. Weitere Informationen findet ihr auf bundeswettbewerb-fremdsprachen.de
Alexander von Recum