Mit der Musik von Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“, und mit Friedrich Nietzsches berühmter Vorrede zu gleichnamigem Buch, begann der erste Gründertag am Hansenberg: „Gründerkultur versus Fehlerkultur in Deutschland: StartUp versus FuckUp“. Ob die eingeladenen prominenten Gründer aber „Übermenschliches“ geleistet und sich als „Star“ zeigen wollten, oder ob sie die mangelnde Fehlertoleranz und fehlende Anerkennungs- und Lobkultur in Deutschland kritisieren, und vielleicht auch eigene Fehler zugeben werden? – Das war noch offen!
Viele fleißige Orga- und Technikhilfen hatten ab 12:30 Uhr in Initiative der SV alles bestens vorbereitet. Inhaltlich wurde das Thema mit einem kurzen Film des Wirtschafts-Nobelpreisträgers von 2002, Daniel Kahnemann. eröffnet. Die rationale und psychische Elemente berücksichtigende „Pre Mortem“– Methode Kahnemanns versucht, in einem pluralistischen Teamansatz „Fehler herbei zu reden!“ (so Harvard Business Manager, 30. 08. 16). Damit soll das (laut Organisationspsychologie von R. Michels) große Problem jeder Organisation und jedes Projektleiters „blinder positiver Glaube, man habe alleine recht und alles im Griff“, durch ein multiperspektivisches Katastrophen- Szenario antizipiert werden, umso vielleicht sogar „das ganz große Scheitern“ zu vermeiden.
Den Punkt 1. gestalteten die Alumni-StartUps mit Schwerpunkt „Aus Schaden und Scheitern wird man klug!“. In einer faszinierend ehrlichen Analyse zeigte der Ex-Hansenberger Marcel Hofmann, Mitgründer von „actified“ (einer App zum spontanen Treffen sportinteressierter junger Leute), wo die Gedankenfehler ihrer euphorischen, aber gescheiterten Gründerinitiative lagen.Durch ein individuelles „Testimonial“ und im persönliches Rollenspiel dabei waren viele sehr diverse Erfahrungen, z. B. von: Ronja Jakobi (gespielt von Eva Nachtsheim), Liska Schmitz (Cara Appel), Leonard Overbeck (Nico Schedlinski), Philip Horster (Max Möckel), Noah Pokorny (Tom Zapke), Fabian Pape extern DG (Elias Elmi-Sarabi), Felix Molchanov (Julian Danker). Besonders ehrlich und erschütternd war die Analyse von b@s-Silbermedaillen-Gewinnerin Vivien Eller (Isabel Parnet). Natürlich wurde das erste Highlight von Garry Spanz geliefert, per Video live vom Times Square aus NYC!
Aktuelle Wettbewerber erläuterten ihre sehr tiefen, bewegenden „Erfahrungen, Niederlagen, Teamkonflikte, Schlüsselkompetenzen, Persönlichkeitsentwicklungen“ (herausragend Anne Neumann, Felix Molchanov und Paul Zenker).
Im 3. Teil philosophierten Unternehmenscoaches über ihre Lebenserfahrungen, mit Schwerpunkt „Verlust-Erfahrung: Man weiß nie, wofür es gut war!“ Prof. Dr. Annette Kämpf-Dern, Ex-b@s Coachin Ffm., zeigte mit bewegenden Worten, dass das Leben nie geradlinig, und auch Fehler und vermeintliche Rückschläge sich im Nachhinein sogar als „Glücks-Wendungen“ entpuppen können. „Habt den Mut, den Kopf wieder auf zu richten!“
Die BMWi-Initiative „FRAUEN unternehmen“ war mit der Geschäftsführenden Gesellschafterin der „Lock Your World GmbH & Co. KG“, Manuela Engel-Dahan, extrem beeindruckend. Die Vorbildunternehmerin aus Bad Orb war sehr offen. In einzelnen Szenen schockierend klar zeigte sie, was alles schief laufen kann: „Bis zu X Mio. Euro Garantiefälle, die ich aber beschloss abzuarbeiten. Und ich habe das bis ins Detail mit Klinkenputzen vor Ort des Kunden selbst erledigt. Ich habe in dieser Zeit nicht sehr ruhig, dafür aber fest geschlafen, in Sorge, und Müdigkeit.“
Mathias Dehe „Vollblutunternehmer mit Scheitern-Erfahrung“ bezog im 5. Teil noch deutlicher Stellung unter dem Motto „Ich lerne, wenn ich scheitere. Nicht, wenn ich Erfolg habe.“ (Reinhold Messner). Was Mathias Dehe den jungen Menschen an Erfahrungen und persönlichen Erlebnissen, beim Gründen und Scheitern, vermitteln konnte lässt sich in knapper Form nicht wiedergeben. Das muss man gehört haben! Denn: „Ich war im Jetset in Cannes, mit allem drum und dran, und ein paar Monate später hatte ich nur noch einem Koffer und war wohnungslos! Denn wenn du ein totes Pferd reitest, und das zu spät bemerkst, solltest du schnell absteigen!“.
Abschließend waren im Rollenspiel weitere prominente Gäste dabei, wie z. B. Prof. Dr. Barbara Burckhardt-Reich, Projektleitung Jugend gründet in Pforzheim (gespielt von Luzie Pfeil), Prof. Dr. Heinz Trasch, Leiter a. D. Steinbeis Zentrum Pforzheim, (Paul Zenker), Dr. Babette Claas, Projektleiterin business@school München (Annabelle Jäger), Felix Hettig, Leiter Qualität und Prozesse, IW JUNIOR gGmbH in Köln (Niklas Kohlstruck), Gudrun Bolduan, Hochschule RheinMain, Wiesbaden (Rebecca Sauereisen), Holger Heinze, Geschäftsführer Monagoo GmbH, Frankfurt (Bero Gebhardt), Jutta Bub CPO Lufthansa Global Business Ffm. (Anca Sevastiadi), Prof. Olivier Toutain, Prof. in Entrepreneurship Education, Burgundy, France (Felix Molchanov). Den Abschluss „Live persönlich im Schlegelraum“ machte ein beeindruckend motivierender Armin Baharian, Abteilung Gründung und Innovation, RKW Kompetenzzentrum Eschborn.
In der Plenums-Diskussion konnte wegen der fortgeschrittenen Zeit das Thema nur knapp vertieft werden: „Gründerkultur und Fehlertoleranz in Deutschland: Warum zum Teufel ist das Erfinderland kein Gründerland?“
Mit Unterstützung des Alumnivereins e. V., hier vor allem Chris Senzel und Emanuel Urmann, fand für alle in kleiner Runde „bei Wasser und Weck“ die abschließende Gesprächsbörse statt. In Summe ein sehr, sehr lehrreicher, nachdenklicher, zur Veränderung aufrufender Nachmittag.